Geschichte der Sternwarte
Wellmann – Abriss & Aufbau
Die detaillierten Planungen zum Bau des neuen Institutsgebäudes
begannen schon 1962 und konnten ein Jahr später abgeschlossen werden.
Der Kostenvoranschlag des Universitätsbauamts vom 22. Januar 1964,
das auch für die Pläne verantwortlich zeichnete, belief sich zunächst
auf 3.5 Millionen DM.
Darin waren neben einem Betrag für die künstlerischen
Ausgestaltung auch Renovierungskosten für die Gebäude des
Fraunhofer-Refraktors und des Vertikalkreises sowie Mittel für den
Neubau einer Hütte des Väisälä-Spiegels enthalten.
Am 12. Mai 1964 wurde dann vom bayerischen Staatsministerium des
Innern die Gesamtsumme auf 3.35 Millionen DM gekürzt.
Auch der Kostenvoranschlag für den Neubau eines
Direktor-Wohngebäudes im nordwestlichen Teil des
Sternwartgeländes in Höhe von 192 500 DM, wurde vom
Ministerium auf 185 000 DM reduziert.
Da das neue Institutsgebäude nicht exakt an der Stelle der alten
Sternwartanlage errichtet werden sollte, sondern etwas nach Nordost
versetzt, brauchte bei Beginn der Arbeiten am 19. Mai 1964 nur der
Ostflügel und der sich daran anschließende Kuppelbau abgerissen werden.
Der Westflügel mit Meridiansaal konnte daher im Laufe der Bauzeit
für Verwaltungs- und Unterrichtszwecke benutzt werden.
Während sich die Abrissarbeiten noch bis 18. Juni 1964 hinzogen,
war der Startschuss für den Bau des neuen Institutsgebäudes schon
drei Tage vorher gefallen.
Die Bauarbeiten, die von der Firma Grün & Bilfinger
ausgeführt wurden, kamen zügig voran, so dass bereits gegen Ende des
Jahres der Rohbau fertiggestellt war und am 15. Dezember 1964 das
Richtfest gefeiert werden konnte.
(Durch Verschmelzen mit anderen Firmen ist aus dieser Baufirma
später die Bilfinger SE entstanden, ein börsennotierter,
international tätiger Dienstleistungs- und Baukonzern, der z. B.
einen ganzen Stadtteil in Doha/Katar schlüsselfertig errichtete, am
Bau des Gotthard-Basistunnels beteiligt war, Straßen und Brücken in
Norwegen und Kanada baute und in Köln, Berlin und Edinburgh Stadt-
und U-Bahnlinien realisierte.)
Bei seiner Richtfestansprache erläuterte Wellmann die moderne
astronomische Forschungstätigkeit und legte die künftige Politik
seines Instituts dar.
Zunächst versuchte er ein offenbar grundlegendes Missverständnis
aufzuklären, da er schon öfter gefragt worden sei, warum auf der
neuen Sternwarte keine Kuppel stehe.
Man hätte messerscharf geschlossen:
Wo keine Kuppel, da kein Teleskop .
Er sprach dann kurz über den alten Bogenhausener Fraunhofer-Refraktor,
der einmal das größte Teleskop der Welt gewesen sei.
Heute jedoch hätten die größten Spiegelteleskope bis fünf Meter
Durchmesser und man müsse damit in Gebiete der Erde gehen, wo sie
auch optimal eingesetzt werden könnten.
Als Beispiel nannte er Südafrika und Chile, die damals in Europa als
mögliche Standorte für eine gemeinsame Sternwarte diskutiert wurden.
Die Münchener Astronomen würden daher ihre Daten in aller Welt gewinnen
und im neuen Bogenhausener Institut bearbeiten.
Aus diesem Grund müsse nun auch auf die adäquate Ausstattung des neuen
Instituts mit den erforderlichen Auswertemöglichkeiten hingearbeitet
werden.
Er habe zwar gehört, dass sich die Studenten in ihren alten Zimmern
mit den Kanonenöfen wohlgefühlt hätten, sei aber überzeugt,
dass die Atmosphäre in den modernen Räumlichkeiten des neuen Instituts
dazu dienen werde, um mit Entspannung nachdenken zu können .
![[Abriss des alten Sternwartgebäudes]](01_Abriss1_.jpg) ![[Abriss des alten Sternwartgebäudes]](02_Abriss2_.jpg) ![[Abriss des alten Sternwartgebäudes]](03_Abriss3_.jpg)
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Im Mai und Juni 1964 wurden nach knapp 150 Jahren Bestehen der
Ostflügel und der östliche Kuppelbau der alten Sternwartanlage
abgerissen, um einem neuen Institutsgebäude Platz zu machen.
Wie auf diesem Elektroplan der Außenanlagen zu erkennen ist, wurde das
neue Institutsgebäude (rosa eingefärbt) nicht exakt an der Stelle der
alten Sternwartanlage errichtet, sondern etwas nach Nordost versetzt.
Das hatte den Vorteil, dass zunächst nur die östlichen Teile der
Anlage abgetragen werden mussten und die verbliebenen Räumlichkeiten
während der Dauer der Bauarbeiten weiterhin benutzt werden konnten.
Der Neubau des Institutsgebäudes startete am 15. Juni 1964.
Das Bild zeigt die Baubuden der Firma Grün & Bilfinger,
die sich an der Scheinerstraße, am heutigen Haupteingang zum
Sternwartgelände, befanden.
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In der zweiten Hälfte des Jahres 1964 nahm das neue Institutsgebäude
innerhalb weniger Monate Gestalt an.
![[Richtfest für das neue Institutsgebäude]](15_Aufbau09_.jpg) ![[Richtfest für das neue Institutsgebäude]](16_Aufbau10_.jpg)
Das Richtfest wurde am 15. Dezember 1964 gefeiert.
An den Feierlichkeiten nahmen Vertreter der Regierung, der Universität,
der Naturwissenschaftlichen Fakultät, der Akademie und der Baufirma
Grün & Bilfinger teil.
Peter Wellmann ging bei seiner Richtfestansprache auch auf die während
der Bauzeit öfter gestellte Frage ein, warum die neue Sternwarte
keine Kuppel habe.
Bildquellen:
Nr. 1–17: USM
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