Geschichte der Sternwarte
Gasteig
Im Zusammenhang mit den ersten Versuchen einer bayerischen
Landesvermessung unternahm der Jurist, Historiker und Mathematiker
Peter v. Osterwald (1718–1778) wieder konkrete Schritte zur
Einrichtung einer Sternwarte.
Er kaufte 1773 vom Leprosenhaus einen Acker auf dem Gasteig,
um darauf auf eigene Kosten ein Observatorium zu errichten, dessen
Erscheinung eigentlich typisch war für spätbarocke Sternwartbauten.
Andere Quellen berichten allerdings auch vom Kauf eines schon
vorhandenen Schlößchens an dieser Stelle, das im Volksmund
Schwanenburg genannt wurde.
Bei der Aktion ging es Osterwald aber auch um die generelle
astronomische Forschung.
Die Hauptinstrumente des neuen Observatoriums stammten wahrscheinlich
vom Rockerl, es wurden aber auch weitere bei Brander bestellt.
Der für das Observatorium verpflichtete Astronom trat jedoch aus
unbekannten Gründen sein Amt nicht an und Osterwald hielt an seiner
Stelle bei der Einweihungsfeier am
höchsterfreulichen Namenstag Sr. churf. Durchlaucht
(12. Oktober 1774) seine berühmte
Akademische Rede zum Lobe der Astronomie ,
in der er auch mit seinen ignoranten Mitbürgern abrechnete,
die die Astronomie
für eine unnütze und unbrauchbare Wissenschaft erkläreten .
Dabei wandte er sich mit scharfen Worten
gegen die Stumpfsinnigen, die nur für das Futter in der Krippe,
nicht für das Große in Natur- und Geistesleben Liebe und Verständnis
haben
und widersetzte sich der Meinung eines ehemaligen Jesuiten,
die Astronomie wäre für Baierland ganz unnütze, weil erstlich
die Baiern keine Genies dazu hätten, und zweytens, weil die Lage des
Landes zur Schiffarth, wobey man eigentlich die Astronomie brauche,
unbequem wäre .
Er sprach die Erhabenheit der astronomischen Forschung an, bei der
der menschliche Geist sich gleichsam in einem Abgrunde der
Ewigkeit verliert ,
sowie die im Vergleich mit dem Abstand zu den Fixsternen
Winzigkeit der Erde, aber
dergleichen große Wahrheiten aus dem bloßen Anschauen des Himmels
zu begreifen, sind kleine Geister aus dem Pöbel ohne Beyhülfe der
Astronomie nicht im Stande .
Weiter erörterte er das Phänomen der Kometen, erklärte Mond- und
Sonnenfinsternisse und würzte das Ganze mit der Anekdote, nach der
seinerzeit Kolumbus auf Jamaika mit der Vorhersage einer Mondfinsternis
die Eingeborenen gefügig machte:
Wie sie aber sahen, daß der Mond wirklich anfieng verfinstert
zu werden, so geriethen sie darüber in solche Furcht und Schrecken,
daß sie Christophen necht allein alles schickten, was er verlangte,
sondern auch selbst kamen, und sich dem spanischen General zu Füßen
warfen, und um Gnade bathen.
Trotz dieser flammenden Rede geschah an Osterwalds Sternwarte
nicht mehr viel.
Er versuchte daher das Gebäude an die Akademie zu veräußern,
der aber der geforderte Preis zu hoch war.
Osterwald starb 1778 und seine Erben verkauften das Schlößchen 1796
an die Stadt, die dort eine Armenversorgungsanstalt einrichtete.
Im Jahre 1861 wurde es schließlich abgebrochen und durch einen Neubau
ersetzt, der wiederum in den 1970er Jahren dem Bau des Kulturzentrums
weichen musste.
![[Das Observatorium am Gasteig]](01_GasteigObs_.jpg)
Das Gebäude zum Gebrauche astronomischer Beobachtungen , das
Akademiemitglied Peter v. Osterwald 1773 auf dem Gasteig erbaute
oder kaufte.
Daneben befand sich ein sogenannter Calvarienberg mit einer Treppe,
auf welcher Weiber und Kinder auf den Knien hinaufklimmen; denn
diese Art Kniegebeth erwirbt eigene Ablässe .
Bildquellen:
Nr. 1: A. Brachner
Nr. 2: WWW
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